Auch eine Schule muss sich bisweilen selbst einer Prüfung unterziehen. Am GV ist das nun durch die Schulaufsicht geschehen. Das Ergebnis: Sehr gut (mindestens aber: sehr gut minus).
Wenn sich die Schulaufsicht mit einer „Qualitätsanalyse“ anmeldet, ist das für eine Schule zugegebenermaßen nicht immer nur ein Grund zur Freude. Zwar können sich Schulleitung und Kollegium darauf freuen, eine fundierte Rückmeldung zu ihrer Arbeit zu bekommen. Aber ist es natürlich auch eine Prüfungssituation, die nervös macht und deren Vorbereitung auch Arbeit bedeutet.
Am Gymnasium Voerde kündigte sich die Qualitätsanalyse im Sommer 2019 an. Normalerweise dauert sie ein knappes Jahr. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Prozess Anfang 2020 aber unterbrochen – zunächst auf unbestimmte Zeit. Der Prozess wurde im Spätsommer 2020 nur deshalb wieder aufgenommen, weil das Kollegium am GV den Wunsch dazu geäußert hat, ihn unbedingt – sei es unter erschwerten Pandemiebedingungen – zu Ende zu bringen. Dass er sich dann insgesamt über zweieinhalb Jahre gezogen hat, lag auch an den erneuten Schulschließungen im Winter 2020/2021.
Die QA wird unterteilt in eine Vorphase und eine Hauptphase und umfasst folgende Punkte:
–> Intensive Durchleuchtung des Schulmanagements (Schulprogramm, schulinterne Lehrpläne, Organisation etc.)
–> Interviews der Qualitätsprüfer*innen mit Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie mit Elternvertreter*innen (Dabei wollen die Qualitätsprüfer*innnen vor allem herausfinden, ob die im Schulprogramm dargestellten Ziele und Vorhaben auch tatsächlich bei den Schüler*innen und Eltern ankommen und ob sie von den Lehrer*innen umgesetzt werden)
–> Unterrichtsbesuche der Qualitätsprüfer*innen bei (fast allen) Lehrerinnen und Lehrern und in den allermeisten Klassen und Kursen
(Weitere Informationen zum Ablauf einer Qualitätsanalyse gibt es unter https://www.schulministerium.nrw/schule-bildung/schulorganisation/qualitaetsanalyse)
Die Unterrichtsbesuche bilden den Abschluss der QA und fanden am GV vom 6.9.2021 bis 8.9.2021 statt. Natürlich weiß dabei keine Lehrerin und kein Lehrer vorher, ob und wann sie oder er von der Schulaufsicht besucht wird.
Danach bekommt die Schule zunächst eine kurze Rückmeldung zu Ihrer Arbeit. Bis sie den gesamten Bericht, der sage und schreibe 70 Seiten umfasst, bekommt, vergehen noch einige Wochen.
Nun ist er endlich da. Und auch wenn dort nirgendwo eine echte Schulnote zu finden ist, kann man doch sagen:
Das Ergebnis ist eine Eins! (Mindestens aber eine Eins Minus.)
Etwas komplizierter ausgedrückt: Die Schulaufsicht hat insgesamt 38 Einzelkriterien untersucht. Ihr Bewertungsraster reichte von:
++ („Das Kriterium ist beispielhaft erfüllt. Die Qualität ist exzellent, die Ausführung ist beispielhaft und kann als Vorbild für andere genutzt werden.“) über
+ („Das Kriterium ist eher erfüllt: Die Qualität entspricht den Erwartungen.“) und
– („Das Kriterium ist eher nicht erfüllt. Die Qualität entspricht überwiegend nicht den Erwartungen.“) bis zu
– – („Das Kriterium ist überhaupt nicht erfüllt: Die Qualität ist so problematisch, dass negative Effekte eintreten.“)
Das Gymnasium Voerde wurde in 20 Kriterien mit einem ++ und in 18 Kriterien mit einem + bewertet. Ein – oder gar ein – – wurde kein einziges Mal vergeben.
Der Leiter der Qualitätsanalyse, ein erfahrener ehemaliger Schulleiter, der seit fast zehn Jahren bei der Schulaufsicht tätig ist, fasste das Ergebnis folgendermaßen zusammen:
In seiner gesamten bisherigen Tätigkeit habe es nur bei zwei Schulen ein vergleichbar gutes Ergebnis gegeben!
Und hier die Ergebnisse im Einzelnen:
Zu unserem Schulprogramm und unserem Leitbild „Verantwortung leben“
Hierzu schreibt die Schulaufsicht:
„In vorbildlicher Weise gelingt es, schulische Konzepte konsequent in einem systemischen Zusammenhang mit den Leitbildaspekten zu bedenken. Die Grundlagen der schulischen Arbeit, Konzepte, Maßnahmen und Entwicklungen werden auf dem Stand der aktuellen Entwicklung erläutert und perspektivisch beleuchtet.“ (S.28 des 70-seitigen Berichts)
und
„Die Dokumentenlage der Schule ist sehr gründlich und dokumentarisch ausgezeichnet. Die relevanten Felder und Aspekte des schulischen Profils und der Schulentwicklung werden im Schulprogramm umfangreich und kohärent dargestellt.“ (S. 36)
Zum Thema Führung und Management
„Das Leitbild (Schulprogramm Seite 1 – 34) mit seinen grundlegenden Leitgedanken zur gesellschaftlichen, pädagogischen und systemischen Ausrichtung der Schule nimmt einen zentralen Stellenwert im Leitungshandeln ein.
Die Rückbezüge in den nachfolgenden konzeptionellen Ausführungen verdeutlichen die prägende und verbindende Qualität für die Schul- und Unterrichtsentwicklung.
In den Entwicklungs- und Managementprozessen der Schule sind der Einbezug aller Beteiligten, ihr hohes partizipatives Engagement, das konsequente Delegieren konkreter Aufgaben an verantwortliche Personen und Teams, der vertrauensvolle Umgang sowie eine hohe Präsenz und Kommunikationsfähigkeit der Leitung maßgebliche Faktoren.“ (S.35)
In den Einzelbewertungen sieht das so aus:
Zum Thema Schulkultur
Die Schulkultur gehört zu den Bereichen, in denen wir am allerbesten abgeschnitten haben. Der Grund: Die Menschen, die hier jeden Tag zusammen lernen und arbeiten, sind einfach klasse! Oder in den Worten der Schulaufsicht:
„Eine große Stärke des Gymnasiums Voerde liegt generell in der Anlage und Verwirklichung einer vorbildlichen Schulkultur. Sie findet u. a. Ausdruck im wertschätzenden Miteinander, im lebendigen Schulleben und einem positiven, respektvollen Lern- und Arbeitsklima. Schulkultur und Miteinander sind nach der Wahrnehmung an den Besuchstagen in hohem Maße von zugewandter Haltung und respektvollem Umgang bestimmt. Tragende Faktoren sind nach den Beobachtungen des QA-Teams dabei u. a. eine leistungsbereite und sozial-kompetente Schülerschaft, sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, klare Regeln mit Raum für emphatische Ausgestaltung und eine teamorientiert, verantwortlich und zugewandt gestaltende Schulleitung.“ (S. 32)
In den Einzelbewertungen sieht das so aus:
Zum Unterricht
Auch zum Thema Unterricht möchten wir die Schulaufsicht einfach selbst zu Wort kommen lassen:
„Lernen und Lehren am Gymnasium Voerde finden nach den Beobachtungen des QA-Teams durchgängig in einer vorbildlichen, von Wertschätzung und Respekt bestimmten Atmosphäre statt. Das vorbildliche Klima war während der Schulbesuchstage prägendes Merkmal in allen Arbeits- und Kommunikationsbezügen. In den beobachteten Unterrichtssequenzen wurde seitens der Lehrkräfte in hohem Maße die Möglichkeit zu positiver Verstärkung genutzt. Schülerorientierung war durchgängig durch sinnstiftenden Kontext sowie ein hohes Maß an unterrichtlichen Bezügen zur Lebenswelt bzw. zu fachlichen Vorkenntnissen angelegt. Die Lehrkräfte nutzten durch Impulse, Hinweise und Klärungen in fast allen eingesehenen Sequenzen die Gelegenheit, das angemessene und fachlich korrekte sprachliche Handeln der Schülerinnen und Schüler zu sichern oder zu verbessern. Transparenz und Klarheit wurden in sehr hohem Maße bezogen auf die Unterrichtsgegenstände hergestellt. Die Schülerinnen und Schüler waren über die Arbeitsformen, Methoden und die Zielsetzung der jeweiligen Unterrichtsstunde ganz überwiegend in guter Qualität orientiert. Die verwendeten Medien bzw. Arbeitsmittel waren in aller Regel von guter äußerer Qualität und wurden in nahezu 80 Prozent der gesehenen Sequenzen zielführend eingesetzt. Die oben beschriebene vorbildliche Lernatmosphäre begünstigte in allen gesehenen Sequenzen eine durchgehend hohe Mitarbeit der Schülerschaft in Plenumsphasen und eine starke Qualität aller Indikatoren in den angetroffenen Phasen von Partner- und (pandemiebedingt in geringerem Umfang) Gruppenarbeit.” (S. 10)
In den Einzelbewertungen sieht das so aus (Ausschnitte):
Zum Thema Leistungsbewertung und Beratung
Hierzu schreibt die Schulaufsicht:
„In Interviews wurde hohe Zufriedenheit über die Herstellung von Transparenz, den vergleichbaren Umgang mit Leistungsbewertung und die Nutzung für die Lernberatung geäußert. Klausuren werden z. B. durch Erwar-tungshorizonte vorbereitet, die auch für die Rückmeldung verwendet werden.“ (S. 29).
und weiter:
„Ausdrücklich sind die mit Blick auf Erhebung von Lernausgangslagen und persönlichen Faktoren beschriebenen positiven Erfahrungen mit dem „Zentrum für Diagnose und Beratung“ zu würdigen. Die Beteiligten an Interviews und in alltäglichen Begegnungssituationen äußerten übereinstimmend eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Beratungskultur sowie dem hohen Engagement der Lehrkräfte am Gymnasium der Stadt Voerde. Eltern- und Schülersprechtage, wöchentlich feste Beratungszeiten der Lehrkräfte, die Expertise der sozialpädagogischen und sonderpädagogischen Fachkräfte, externe Partner, außer-schulische Kontakte und Kompetenzen, Reflexionsbögen und Portfolioarbeit sind positive und strukturierte Elemente einer wirksamen Begleitung in spezifischen Fragen. Rollen und Verantwortungen sind geklärt und werden gesichert wahrgenommen.“ (S. 30)
In den Einzelbewertungen sieht das so aus:
Zum Thema Schulgebäude und Schulhof
Auch Schulgebäude und Schulhof sind Themen, die im QA-Bericht besonders positiv hervorgehoben werden. Die Schulaufsicht schreibt:
„Gebäude und Schulgelände sind in einem pfleglichen, attraktiv und sinnvoll gestalteten sowie ansprechenden Zustand. Die Schule setzt Expertise, Energien und personelle Kompetenzen engagiert ein, um ein Gebäude-, Raum- und Geländeangebot zu gestalten, durch welches dem Lernen und den darüber hinaus gehenden Tätigkeiten, der Arbeit und den Entwicklungsprozessen eine motivierende und förderliche Grundlage geboten wird. Unter Einsatz hoher eigener Ressourcen und in Kooperation mit dem Schulträger wird angestrebt, die Ausstattung und Nutzung der digitalen Ressourcen konzeptionell abgesichert auf einem Niveau zu realisieren, durch welches ein zeitgemäßes Unterrichten mit Neuen Medien in guter Qualität ermöglicht wird.“ (S. 34)
In den Einzelbewertungen sieht das so aus:
Wer sich für den gesamten Bericht zur Qualitätsanalyse am GV interessiert, kann ihn hier herunterladen:
QA-Bericht Gymnasium Voerde November 2021
