Bill Mockridge mit Lara Goldmann (links) und Maja Penkl (rechts)

Wie an jedem Dienstagnachmittag kommen die Schülerinnen vom Gymnasium Voerde ins Seniorenheim am Hügelweg in Friedrichsfeld, um ihre „Oldies“ zu besuchen.

Doch an diesem Dienstag im Februar 2019 sehen sie sich einem Mann gegenüber, den viele Menschen noch aus dem Fernsehen kennen: Schauspieler Bill Mockridge, bekannt durch seine Rolle als Erich Schiller in der Lindenstraße. Er steht vor den Senioren und erzählt von einer Frau, der im Alter einige Erinnerungen zu fehlen schienen, bis sie das Lied „Somewhere over the rainbow“ hörte, das ihr die Erinnerungen wieder zurückbrachte. Dem Konzept, Demenzerkrankten über die Musik einen Zugang zu ihren positiven Erinnerungen zu geben, verfolgt das Projekt „Klang und Leben“.

Für die Schülerinnen war es beeindruckend zu sehen, wie die lauschenden Senioren vor den live eingespielten Evergreens, von denen die „Youngster“ keinen kannten, in ihren Bann gezogen wurden. Als Erstes stimmte die Musikgruppe, noch gemeinsam mit Bill Mockridge, das Lied „What a wonderful world“ an. Danach übernahm Oliver Perau, Frontmann der Rockband Terry Hoax und als Solist unter dem Künstlernamen Juliano Rossi bekannt, das Mikrofon. „Das ist der Moment, vor dem sich alle fürchten. Jetzt wird getanzt“, verkündet er. Gitarrist Jens Nickel, sonst Musiker in der Band Radio Doria von Schauspieler Jan Josef Liefers, legt sein Instrument zur Seite und fordert eine der Bewohnerinnen zum Tanz auf. Auch Bill Mockridge und Oliver Perau finden Tanzpartnerinnen, mit denen sie durch die Cafeteria tanzen.

Ein ähnliches Ereignis war es auch, dass Bill Mockridge dazu bewog, Schirmherr von „Klang und Leben“ zu werden. Er war zu einer Veranstaltung des Projektes eingeladen und tanzte auch dort mit einer älteren Dame. „Ich hatte von der Frau gedacht, sie könne kaum aufstehen. Und dann hat sie mit mir getanzt“, erzählt er. Seitdem ist er bei den Auftritten von Klang und Leben immer mit dabei, soweit es sein Terminkalender erlaubt. Die Reaktionen der Bewohner des Elisabeth-Selbert-Haus sind eindeutig positiv. Schon nach ein paar Stücken, die ihnen Oliver Perau, Jens Nickel, Andreas Meyer(Piano) und Celina Meier(Schlagzeug) zu Gehör bringen, wird der Takt aller Lieder mitgeklatscht. Einige Bewohner stimmen bekannte Liedtexte mit an.

Das Konzert war genial. Es war eine Freude zu sehen, wie die Senioren mitgemacht haben und allen ein Lächeln auf dem Gesicht lag“, fand Erika Wellmer, Leiterin der Sternstunden AG. Dem Urteil konnten sich die AG Teilnehmerinnen nur anschließen. Sie hatten eine neue Erkenntnis an diesem Nachmittag hinzugewonnen: Musik weckt verdeckte Erinnerungen auf.

Erika Wellmer