Eindrucksvoll gestalteten Schülerinnen und Schüler des Projektkurses der Jahrgangstufe 11 einen Themenabend zu Auschwitz. Wir wollen „dazu beitragen, dass all die schrecklichen Dinge der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten und sich nicht wiederholen“ sagt Charlotta Dudda(17), die zu der Gruppe von Oberstufenschülern gehört, die eine Woche in der Gedenkstätte Auschwitz verbracht hat, einem Ort, der wie kein zweiter für die Menschenverachtung des Nationalsozialismus steht. Am Mittwochabend präsentierten die Schüler in der Aula des Gymnasium Voerde vor einem großen Publikum ihre Erlebnisse und Erfahrungen.

Der Blick der Schülergruppe auf Auschwitz ist facettenreich. Einig sind sich die Schüler, dass insbesondere die Begegnung mit dem Zeitzeugen Jozef Paczynski einen starken Eindruck hinterlassen hat. Jozef Paczynski, „Häftling Nummer 121“, wie der junge Pole im Lager genannt wurde, ist heute 92 Jahre alt und hat 5 Jahre in Auschwitz verbracht. Die Schüler haben ihn in Auschwitz getroffen und mit ihm gesprochen. „Er setzt sich dafür ein, dass wir die Zeit nicht vergessen, in der er gelebt hat“, so Tanja Haselhoff (17), dafür habe er „ihren größten Respekt“.
Ein weiterer Blickwinkel, der die intensive Auseinandersetzung der Schüler mit dem Holocaust spiegelt, ist die Darstellung von Täterpersönlichkeiten: die Schüler nennen etwa Rudolf Höß, den Leiter des KZ Auschwitz, als Beispiel für einen Menschen, der ein Massenmörder war und unverständlicherweise im Privatleben als „guter Mensch“ wahrgenommen wurde.
Die steigende Anzahl der Besucher in der Gedenkstätte Auschwitz mit der Folge des Massentourismus thematisierten die Schüler in einer szenischen Darstellung. Ist es respektlos, in einem ehemaligen KZ Snacks in einem Automaten anzubieten oder sich auf den Todesgleisen fotografieren zu lassen? Die Frage, ob der Massentourismus in seiner Maßlosigkeit eine „Entweihung des Gedenkens“ ist, wird dem Publikum als Frage übermittelt, die jeder für sich beantwortet soll.
Die Inszenierung ist bewusst schlicht gehalten: wenig Licht, dunkel gekleidete Akteure, eindrucksvolle Bilder sollen den Blick für das Wesentliche schärfen. Dies schafft eine Atmosphäre, in der die vorgetragenen Gedanken der Schüler Wirkung zeigen und die das Publikum nachdenklich stimmt.
„Was nehme ich mit? Was lasse ich hier?“ Die Antworten der Schüler, auf diese abschließend vorgetragenen Fragen, zeigen nachhaltig, wie wertvoll eine solche Auschwitz-Erfahrung ist. „Ich habe gelernt zu schätzen, wie ich lebe und was ich habe“, sagt Linda Römer (17).
Viel Applaus und anschließende anregende Gespräche mit den Akteuren verdeutlichen, dass das Publikum von diesem Abend viel mitnimmt. Jochen Missweit, Geschichtslehrer am GV, freut sich über den „erfrischend neuen Weg neben der sonst so häufig gefühlten Betroffenheit“. Auch Marie Jantsch, Abiturientin des GV, die im letzten Jahr mit ihrem Geschichtskurs in Auschwitz war, bezieht sich auf den Umgang mit der Opferrolle, wenn sie sagt, ihr gefalle, dass die Schüler „den Auftrag, betroffen zu sein“ nicht als Zwang empfänden, sondern als Herausforderung zur Auseinandersetzung sähen.
Abschließend wenden sich die Schüler direkt an das Publikum: „Vielleicht konnten wir dem ein oder anderen Mut machen, sich auch einmal auf die Reise nach Ozwieciem, wie Auschwitz heute heißt, zu begeben.“

Info
Die Auschwitzpräsentation „Erinnern macht menschlich“ ist der Abschluss einer einjährigen Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Schüler des Jahrgangs 11 belegten ein Schuljahr lang den Projektkurs „dass Auschwitz nicht sich wiederhole…“ und sind im Februar dieses Jahres eine Woche in der Gedenkstätte Auschwitz gewesen. Begleitet wurden sie von den Geschichtslehrern Brigitte Lindner und Günter Gerharz sowie den Sozialwissenschaftslehrerinnen Christel Weyers-Böminghaus und Silke Wilfarth.