Die Arbeitsgemeinschaft am Gymnasium Voerde hat schon viele Projekte umgesetzt und ersten Honig produziert. Dank Spenden kann es nun noch besser weitergehen. (Foto von Dunja Vogel, Niederrhein-Anzeiger)

Text von Anna Katharina Wrobel, NRZ, 25.9.2019

Voerde „Die Bienen und das Bienensterben sind momentan permanent in den Medien. Und es ergibt Sinn, den Schülern zu erklären, warum das so ist“, sagt Dr. Henning Steff. Der Biologie- und Chemie-Lehrer am Gymnasium Voerde (GV) hat zum Schuljahr 2017/18 eine Imker-Arbeitsgemeinschaft (AG) ins Leben gerufen – aus vorangegangenem Grund und auch, weil er überzeugt davon ist, dass die AG viel mehr als nur die Bereiche Biologie und Ökologie betreffen, in vielen weiteren Schulfächern Einzug halten kann.

Im Chemie-Unterricht habe er mit den Schülern beispielsweise die Bestandteile des von den GV-Bienen produzierten Honigs analysiert, ein Kunstkollege habe mit Schülern ein Logo für den Honig entwickelt und auch handwerklich interessierte Schüler würden hier benötigt, um Insektenhotels, Hecken und mehr für die Brummer anzulegen.

Doch die entsprechenden Werkzeuge wie Akkuschrauber, Stich- oder Kreissägen waren bis vor kurzem Mangelware am GV. Dank Unterstützung durch die Evonik Stiftung, die 5000 Euro beisteuerte, ist das nun Vergangenheit, der Werkraum „relativ professionell“ ausgestattet, wie Henning Steff findet. „Wir finden die Arbeit am Gymnasium Voerde unterstützenswert, weil das Insektensterben zu einem der ganz zentralen Themen unserer Zeit gehört“, erklärt Michael Siemers von der Evonik Stiftung. Das GV hat ihn sowie Bürgermeister Dirk Haarmann eingeladen, um die Inhalte der Imker-AG vorzustellen – Führung durch den neu gestalteten Werkraum und zum Bienenstand inklusive. Auch Bürgermeister Haarmann zeigt sich dabei „schier begeistert“ von dem Projekt. „Weil es“, wie er erklärt, „sich so gut eingliedert in den Schulbetrieb.“

Auch Tim Barsch, Moritz Adelt, Karl Burow und Juri Lehmann sind sehr überzeugt von der AG. „Weil sie so vielfältig und für jeden etwas dabei ist“, erklärt der 16-jährige Tim. Er und seine gleichaltrigen Mitschüler sind seit Beginn Teil der AG, besuchen mittlerweile alle die Q1, also die Oberstufe am GV – und müssten somit gar nicht zwangsweise an einer Arbeitsgemeinschaft teilnehmen. Die Freude an den Brummern aber ließ sie bleiben.

„Wir haben doch auch noch viel vor“, sagt Karl. Im kommenden Jahr, so hoffen die „Imker in Ausbildung“, könnte nicht nur ein Bienenvolk Honig produzieren, auch bei den drei Jungvölkern, die derzeit ebenfalls in einem abgetrennten Bereich am Rande des Schulgeländes zuhause sind, könnte es im kommenden Jahr so weit sein. Und dann sind da ja noch die zwei Insektenhotels, wo bereits Wildbienen eingezogen sind und ihre Eier gelegt haben, die im kommenden Jahr schlüpfen werden. Und die aus alten Ziegeln gebaut Nistmöglichkeit für die rote Mauerbiene. . .

16 Schüler, vier Völker

Die Imker-AG am Gymnasium Voerde besteht derzeit aus 16 Schülern.

Ein Wirtschaftsvolk von Bienen hat die AG derzeit, das in diesem Jahr rund zwölf bis 13 Kilo Honig produziert hat. Auch gibt es drei Jungvölker die wohl ab dem kommenden Jahr Honig Produzieren könnten.

Fotos von Dunja Vogel, Niederrhein Anzeiger

Honig aus der Schulimkerei

(Text von Dunja Vogel, Niederrhein-Anzeiger)

Die Imker-Ag am Gymnasium Voerde lud vor Kurzem ein, um ihre Arbeit vorzustellen. Obendrauf gab es ein Gläschen hauseigenen Bienenhonig.
„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr“, wusste schon Albert Einstein um den beträchtlichen Einfluss des kleinen Insekts auf das Leben des Menschen.
„Die Bienen und das Bienensterben sind momentan permanent in den Medien“, sagt Dr. Henning Steff, Lehrer für Biologie und Chemie am Gymnasium Voerde. Daher sei es wichtig und mache Sinn, sich damit auseinander zusetzten und den Schülern zu eröffnen, warum das so ist. Denn: Zum Großteil laufen Bestäubungsmaßnahmen aller Nutz- und Wildpflanzen durch Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten.

Bienenparadies erschaffen

Angefangen hat alles mit der Schulimkerei vor etwa zwei Jahren mit dem Ziel, Bienen zu halten und zu pflegen. Seither kümmert sich der Lehrer mit 20 Schülern der Jahrgangsstufen sechs bis elf um ein Wirtschaftsbienenvolk und drei Jungvölker. Vor allem die handwerklich interessierten Schüler kommen hier auf ihre Kosten. Eine in Vergessenheit geratene Streuobstwiese an der Schule wurde von Henning Steff wiederentdeckt, als perfekter Standort befunden und mittlerweile zu einem wahren Bienenparadies umfunktioniert – mit Trachtpflanzen wie Rotbuchen und Salweiden, umsäumt von Benjeshecken aus Gehölzschnitt. Wildbienenhotels und eine Mauer aus alten Ziegeln wurden gebaut, letztere dient der Roten Mauerbiene als Nistmöglichkeit.

Werkraum aufgestockt

Um dies alles umzusetzen und instand zu halten, wird natürlich viel Werkzeug benötigt. Dank der großzügigen Unterstützung der Evonik Stiftung von 5.000 Euro, konnte dies entsprechend aufgestockt werden, sodass der Werkraum der Schule nun bestens ausgestattet ist. „Auch für die Kollegen aus den anderen Fächern, wie Physik und Kunst, gibt es natürlich die Möglichkeit, ihre Kurse dort zu unterrichten und das Material zu benutzen“, sagt Steff.
In seiner Spendenanfrage habe Henning Steff sehr transparent dargelegt, was die Bienen-AG macht. „Ein ganz hervorragendes ökologisches Projekt, zu einem ganz zentralen Thema unserer Zeit“, begründet Michael Siemer von der Evonik Stiftung die finanzielle Unterstützung und ist sich sicher, „das Geld in guten Händen zu wissen“. 
Die Arbeiten und Produkte, die in der Bienen-AG erzeugt werden und alles, was damit zusammenhängt, seien auch interdisziplinär zu sehen. „Da sie“, wie Steff sagt, „unmittelbar in den Unterricht transportiert werden können“. So analysiert der Naturwissenschaftler beispielsweise die Bestandteile des Honigs mit seinen Schülern und ein Kollege aus der Fachschaft Kunst entwickelte mit seinen Schülern das Logo für den GV-Honig. 
Begeistert vom Projekt zeigt sich auch Bürgermeister Dirk Haarmann, nicht nur, „weil es in die Zeit passt“, wie er sagt, sondern auch, „weil sich dieses Projekt schulisch so hervorragend eingliedert und zeigt, wie breit das Engagement dieser Schule ist.“

Erster Ertrag

Vier der Nachwuchsimker besuchen mittlerweile die Oberstufe der Schule, nehmen dennoch weiter freiwillig an der AG teil und setzten sich so für den Artenschutz ein. „Die Arbeit mit den Bienen ist sehr vielfältig, hier ist für jeden etwas dabei“, meint Tim. „Herr Steff traut uns viel zu und motiviert uns“, sagt Carl über seinen Lehrer. Und am Ende lernen die Schüler auch den Wert ihrer eigenen Arbeit schätzen: Etwa 13 Kilo Honig wurden in diesem Jahr von einem Wirtschaftsbienenvolk mit etwa 25 bis 30 Tausend Bienen produziert. Die Jungs haben noch viel vor und sind gespannt auf den Ertrag im nächsten Jahr.

Dunja Vogel, Niederrhein-Anzeiger