Mit dem Präventionsprojekt „Sterneküche macht Schule“ gastierte Stefan Marquard am Gymnasium Voerde. Mit 25 Schülern bereitete er ein Gericht zu, das später in der Mensa sehr gut bei den Gästen ankam.

Text von Florina Langhoff, Rheinische Post, 17.9.2019 – Fotos von Martin Büttner

Es herrscht schon am Morgen geschäftiges Treiben in und um die Mensaküche des Gymnasiums Voerde. 25 Schüler der Schule sind hier damit beschäftigt, Gemüse zu schneiden und Fleisch zu verarbeiten. Inmitten des Trubels läuft Stefan Marquard hin und her. Im Toten-Hosen-Shirt, eigens designter Kochjacke und seinem Bandana-Tuch um den Kopf sieht er aus, als wäre er gerade mit seinem Motorrad vorgefahren. Doch ist der Mann, der in der Küche den Ton angibt, kein Rocker, sondern ein mit Michelin-Stern ausgezeichneter Koch. Und der hat sich für die Schüler, mit denen und für die er heute kocht, etwas Besonderes einfallen lassen: einen Hamburger – aber in einer gesunden Variante. „Den Kindern braucht man nicht mit karamellisierten Möhren kommen“, sagt Stefan Marquard. „Es werden Sachen gemacht, die Kinder mögen.“

Der Besuch des Sternekochs ist Teil des Programms „Sterneküche macht Schule“, das Marquard gemeinsam mit der Knappschaft ins Lebens gerufen hat. Stefan Marquard besucht dabei Schulen, kocht mit Schülern und dem Personal der Schulmensa und gibt Tipps. „Schulkantinen haben oft nur beschränkte finanzielle und technische Möglichkeiten. Stefan Marquard versucht zu zeigen, wie man, ohne noch mehr Geld aufwenden zu müssen, das Schulessen anders gestalten kann“, erklärt Wolfgang Buschfort, Pressesprecher der Knappschaft, das Projekt. Mit dem Besuch des Sternekochs in der Schule ist das nicht vorbei. Es gibt eine Nachbereitung und die Küchenchefs werden in Stefan Marquards Kochakademie eingeladen. „Die Aktion kostet die Schule selbst nichts“, erklärt Stefan Lambert, der Manager des Kochs.

Und heute essen auch die Schüler umsonst, da die Schule Sponsoren für das Projekt gefunden hat. Die Bäckerei Schollin hat, nach Rezept von Stefan Marquard, extra 500 Burger-Brötchen gebacken. Die Fleischerei Engelbrecht hat das Fleisch für die Burger gestellt und das Gemüse kommt von den Edeka-Märkten Stepper in Spellen und Friedrichsfeld. Dabei gibt es zwar einen Hamburger, aber mit der Fast-Food-Ware, die diverse Ketten anbieten, hat der herzlich wenig zu tun. Von den speziellen Burger-Brötchen, in denen mehr als 60 Prozent Hafer stecken, bis hin zu den Burger-Patties, die zu mehr als der Hälfte aus Gemüse bestehen, hat Stefan Marquard alles mit seiner Handschrift versehen. „Die Mayonaise und der Ketchup sind eigentlich Mogelpackungen. Das sind nur mit rotem und weißen Gemüse und Olivenöl hochgezogene Saucen“, erklärt er. So bekommen die Schüler ein gesundes Essen serviert, das als Fast-Food-Klassiker getarnt daherkommt.

Je näher die Essensausgabe rückt, desto aufgeregter wird man in der Küche. Die Schüler haben alle bestimmte Aufgaben zugewiesen bekommen, arbeiten hochkonzentriert, egal, ob sie nun das Fleisch ins Burgerbrötchen befördern oder die weiteren Gemüsezutaten in den Burger bringen. Schließlich stürmen die anderen Schüler die Mensa, und an der Essensausgabe bildet sich eine Schlange. Jeder hier möchte einen der 500 Burger ergattern, den die 25 Schüler aus den Ernährungslehrekursen der zehnten Klasse hergestellt haben. Und schmeckt der auch? „Das ist der beste Burger ever!“, kommentiert ein Schüler die Mahlzeit auf seinem Teller. Auch Stefan Marquard freut sich über die Leistung der Schüler. „Das ist der beste Burger, den ich bisher gegessen habe. Das haben die Kinder toll hinbekommen“, sagt er.

Doch die Aktion soll natürlich nicht nur eine leckere Mahlzeit im Ergebnis haben, sondern nachhaltig wirken. „Es wird eine inhaltliche und technische Erneuerung der Mensa geben und daher passte diese Aktion jetzt auch zeitlich ganz gut“, erklärt Schulleiter Gerd Kube. Da Essensangebot soll verändert und die Küche technisch aufgerüstet werden. „Wir bekommen aus dem Förderprogramm Gute Schule 2020 einen nennenswerten Betrag für die Schulentwicklung“, erklärt Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann. Ein Budget von 40.000 Euro soll es werden. Für Stefan Marquard ist aber auch wichtig, dass die Kinder in ihren Familien fürs Kochen werben. „Damit wir eine Generation bekommen, die wieder gerne kocht und das auch kann“, sagt der Sternekoch.