Unser Schulleiter Gerd Kube verlässt zum Schuljahresende das GV und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Das schreibt die Presse dazu (Text: Petra Kessler, NRZ vom 21.6.2022):

Gerd Kube war nach seinem Referendariat 35 Jahre mit Begeisterung Lehrer. Zum Schuljahresende geht er in Ruhestand – mit Freude und Wehmut.

Die Sommerferien stehen vor der Tür und für viele am Gymnasium wird es nach sechs Wochen unterrichtsfreier Zeit ein Wiedersehen in der weiterführenden Schule geben. Nicht so für Gerd Kube. Der Pädagoge, der vor elf Jahren die Leitung des Gymnasiums übernahm, verabschiedet sich in den Ruhestand. Der 65-Jährige unterrichtet am Dienstag zum letzten Mal, lehrt eine fünfte und eine achte Klasse evangelische Religion. Regulär wäre eigentlich am 30. April 2023 Schluss, doch Gerd Kube wollte nicht im Laufe eines Schuljahres, dazu noch „mitten im Abitur“ gehen, und so hört er einige Monate früher auf.

35 Jahre nach Abschluss des Referendariats hängt er zum Ende dieses Schuljahres den Lehrerberuf an den Nagel. Wie er sich fühlt? „Ein bisschen gemischt“, sagt er. Den Beruf des Lehrers und die Funktion des Schulleiters habe er sehr gerne und mit Leidenschaft ausgeübt. Auf der anderen Seite freut er sich, bald mehr Zeit für die große Familie zu haben. Vor wenigen Tagen ist er zum vierten Mal Opa geworden.

Lehrer und Schulleiter zu sein, wurde ihm zwar nicht direkt in die Wiege gelegt, eine familiäre Affinität jedoch gab es durchaus: „Mein Großvater war Schulleiter, mein Onkel war Lehrer.“ Und die Freude an seinem Beruf hat ganz offenkundig Eindruck beim eigenen Nachwuchs hinterlassen: „Meine Kinder haben immer erlebt, dass ich gerne Lehrer war“, erzählt Gerd Kube. Wie der Vater, so die beiden Söhne und die Tochter. Alle drei traten beruflich in seine Fußstapfen.

In Bochum Germanistik und evangelische Theologie studiert

Gerd Kube, der in Bochum die Fächer Germanistik und evangelische Theologie studierte, trat seine erste Festanstellung nach dem Referendariat 1987 an einem Internatsgymnasium in Braunschweig an, einem Zentrum für die Förderung Hochbegabter. Dort blieb er bis 1992, half dann beim Aufbau eines Gymnasiums in Königswinter mit und wurde dort sechs Jahre später stellvertretender Schulleiter. 2004 folgte der Wechsel an ein privat finanziertes Gymnasium mit einem Internat für Hochbegabte in Geseke. Weil die Schule ein Jahr später in Folge der Insolvenz des Trägers schließen musste, kam Gerd Kube 2005 als stellvertretender Direktor an das Gymnasium Erwitte, wo er ab 2010 den langzeiterkrankten Schulleiter vertrat. Dies weckte in ihm den Wunsch, ganz an der Spitze einer Schule zu stehen.

Am Gymnasium in Voerde war die Leitungsfunktion neu zu besetzen. „Da passte einfach alles. Ich mag Schulen, die ländlich liegen“, erinnert sich Gerd Kube. Und die Begeisterung, die Franz-Josef Lorenz, zu jener Zeit kommissarischer Leiter, für seine Schule hatte, traf genau den Nerv des Mannes, der künftig die Geschicke des Voerder Gymnasiums lenken wollte. Sein Ziel sei es gewesen, an eine Schule zu kommen, die „zu seinen Zielen passt“. Und „da gab es vor allem Voerde“, betonte Gerd Kube 2011 in einem Pressegespräch insbesondere mit Blick auf den Ganztagsbetrieb, der am dortigen Gymnasium bereits von Beginn an etabliert wurde.

Dieser Bereich sei nach der Analyse „Was läuft gut, wo können wir Dinge verändern?“ weiterentwickelt worden. Auch wurde die Begabtenförderung ausgebaut, wie er rückblickend feststellt. Das sei ihm wichtig gewesen, „aus der Ecke bin ich gekommen“. Ein hochbegabtes Kind, das unterfordert wird, leide genauso wie ein Kind, das überfordert wird. Jedes Kind habe das Recht, „in seinem Tempo gefördert zu werden“. Die Ansicht, Hochbegabte könnten alles und könnten dies doch weitergeben, findet Gerd Kube falsch. Diese Kinder „leiden in der Schule, weil sie anders sind“. Deshalb ist deren Förderung für ihn „kein Eliten-Auftrag, sondern ein sozialer Auftrag“. Gerd Kube weiß als Vater eines hochbegabten Kindes, wovon er spricht.

Am Gymnasium wurde zum Schuljahr 2014/2015 ein Zentrum für Diagnostik und Beratung entwickelt, das „die ganze Palette“ einer individuell benötigten Förderung abdeckt – sei es für Begabte oder für Kinder, die beim Lernen Unterstützung brauchen. „Ich finde es gut, dass das Gymnasium beides macht“, erklärt Gerd Kube, der seine Schule als „sehr bodenständig“ bezeichnet. Der zweite Zweig des Zentrums beinhaltet die Beratung bei persönlichen Problemen.

Auch wenn der Lehrerberuf heute insgesamt einen hohen Verwaltungsaufwand habe und unendlich vielen Rechtsbestimmungen unterliege, kann ihm Gerd Kube weiter eine ganze Menge abgewinnen: „Es sind noch viele Freiheiten da, die den Beruf nach wie vor interessant machen und ihn mit Freude und Begeisterung ausfüllen lassen.“ Es gebe genügend Möglichkeiten, ihn gestaltend auszuüben.

Scheidender Schulleiter stellt seiner Wirkungsstätte ein schönes Zeugnis aus

Gerd Kube unterrichtete am Voerder Gymnasium neben Deutsch und Religion auch das Wahlpflichtfach Literatur – zuletzt waren es fünf Stunden in der Woche. „Mehr ging nicht“, sagt er mit Hinweis auf seine Aufgaben als Schulleiter. Und als über 60-Jähriger hat er drei Ermäßigungsstunden. Sein Erfolgsrezept als Lehrer? „Ich glaube, ich habe in den Augen meiner Schüler eine starke Begeisterung für meine Fächer“, sagt Gerd Kube. Das Wichtigste für Schüler sei, dass Lehrer „authentisch und bis in die Haarspitzen ehrlich“ sind, ihnen nichts vormachen, echtes Interesse haben. „Ich habe mir Mühe gegeben, ihnen klar zu machen, ,ihr seid gut, wie ihr seid. Ich nehme Euch an’“, gleichzeitig aber habe er die notwendige Distanz gehalten. Und: „Kinder mögen keine Lehrer, die nichts von ihnen erwarten, die keine Ansprüche haben“, sagt Gerd Kube.

Der scheidende Schulleiter spricht von tollen Schülern, von einer „lieben unterstützenden“ Elternschaft, einem offenen und unkomplizierten Kollegium, das sehr bereit sei, den Weg der Schulentwicklung mitzugehen, von einem ihn stützenden Leitungsteam, einem tollen Förderverein und offenen Türen bei der Stadt. „Am liebsten war ich in Voerde. Das war meine allerschönste Zeit“, sagt der Pädagoge, der am Donnerstag offiziell verabschiedet wird. Ein besseres Zeugnis kann er seiner Schule wohl nicht ausstellen.